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Wie kommt die Eule zu ihrer Weisheit?

Sie geht in die ……….

Bibliothek!!!! Und wenn sie dabei noch von den Eltern begleitet wird, dann steht einer langen Karriere als alter weiser Uhu nichts mehr im Wege.
OK, die Fächerauswahl könnte vielleicht noch eine Rolle spielen, aber nachdem in den letzten Jahren ja verstärkt für die MINT-Fächer geworben wurde, ist es nicht verwunderlich, wenn es auch Uhus zu den Naturwissenschaften zieht.

Wer jetzt denkt, der Bibliotheksrabe ist völlig gaga geworden, nein, meine Ausführungen haben einen realen Hintergrund:
Schon ein paar Abende waren mir Menschen mit Fotoapparat oder Handy aufgefallen, die den neben unserem Bibliotheksgebäude stehenden Walnussbaum fotografierten. OK, dachte ich, sind die kleinen Eichhörnchen mal wieder ganz süüüüüüß am Spielen und Nüsse suchen. Am dritten Abend stand dann aber ein älterer Herr mit Teleobjektiv da und so groß ist der Walnussbaum nun auch wieder nicht. Also fragte ich ihn und er machte mich auf das eigentliche Zielobjekt der Fotografen aufmerksam: Uhus.

Uhu

Die saßen an unserem Bibliotheksgebäude an der Ostseite der efeubewachsenen Fassade ganz oben und hatte dort ihren Tagesruhesitz eingerichtet.
WOW!

Natürlich hatte ich meine Kamera an diesem Tag nicht dabei, aber man konnte sie tatsächlich mit bloßem Auge erkennen, wenn man wusste, wo man hinzuschauen hatte.
Naja, keine Kunst, so ein Uhu ist ja nicht gerade klein.
Am nächsten Morgen dann natürlich auf dem Weg zum Arbeitsplatz der Blick nach oben und ja, da sitzt noch was!
Da am Abend noch eine Schulung bis 19:00 Uhr auf dem Arbeitsplan stand, konnte ich mich erst danach auf die Lauer legen. Wie gut, dass ich mich mit den Nachbargebäuden auskenne und so einen super Hotspot im Trockenen, direkt gegenüber und noch 1 Stockwerk höher beziehen konnte.

Junger Uhu

Es waren drei an diesem Abend, zwei Altvögel und ein Jungvogel; gut an den fehlenden Ohrpinseln zu erkennen.
Und je ruhiger es auf dem Campus wurde, umso munterer wurden sie. Der Youngster, natürlich ganz oben sitzend, zeigte gesteigertes Interessen an den in den Abendstunden umschwirrenden Junikäfern, war aber doch nicht geschickt genug, um sie zu erwischen.
Na gut, da putzen wir uns eben die Federn und Krallen. Auf was warten wir hier eigentlich? schien er sich zu denken, denn er wurde zunehmend unruhiger, während die Eltern noch ein kleines Nickerchen hielten.
Orr, langsam wird mir das zu dumm hier, ich flattere jetzt mal noch einen Ast weiter hoch, vielleicht hilft das ja gegen die Langeweile….
Und schon breitete er seine Schwingen aus, stellte sich auf seine Beine und mit ein, zwei Flügelschlägen saß er noch ein Stück weiter oben. Das entlockte den anderen nur ein müdes gähnen und Federnschütteln, aber wenigstens waren sie jetzt munter. Und urplötzlich konnte man in drei große orange-leuchtende Augenpaare blicken.
Was für ein faszinierender Anblick. Die gesteigerte Aktivität der Alten ließ den Kleinen wieder herunter kommen und mal versuchsweise um Futter betteln, aber ohne Erfolg.

Dann plötzlich machte sich der erste Altvogel auf und glitt lautlos davon. „Wie? Was? geht es jetzt endlich los?“ schien sich der Junguhu noch zu fragen und schon erhob sich der zweite und machte sich auf die Jagd. „Halt, ich will mit! Hüpfen und mit den Flügeln schlagen haben sie gesagt“ und schon war er in der Luft und eilte gen Westen durch die Gebäude des Campus hindurch und aus meiner Sicht.

Und als mein Blick auf die Uhr fiel, musste ich schmunzeln: bis zur Bibliotheksschließung waren es noch 5 Minuten!

Update 6.7.2021
Es sind definitiv 4 Uhus: die beiden Altvögel und 2 Junge

Update 8.7.2021
Heute morgen war kein Uhu mehr da. Gestern Abend saßen sie noch alle an ihrem Platz.