Vom Bibliothekar zum Prompting Engineer?

Mit Dall-E2 erstellte Bibliothek

In dem von unserer Bibliothek angebotenen Dienst „Book a Librarian“ hatte sich letzte Woche ein Mediziner gemeldet und um Unterstützung für einen Vortrag gebeten. Es ging um den Einsatz von generativer KI in den Gesundheitsberufen und die Vorteile aber auch Risiken bei der Nutzung durch Studierende.
Einerseits wollte er die Studierenden auf die Chancen und Möglichkeiten aufmerksam machen (da erhoffte er sich einige Hinweise zu praktischen, verwertbaren Anwendungen) und natürlich wollte er auch nicht die Gefahren und Pflichten ausklammern, die mit dem Konsum KI-generierter Information auf die Studierendne zukommen würden.

Elicit

Nun, für die Recherche wissenschaftlicher Literatur konnte ich ihm „Elicit“ und „SciSpace“ vorstellen; ein ganz spannendes und sehr nützliches Tool ist „Copilot„, das markierte Texte nicht nur zusammenfasst, sondern auch in der ausgewählten Sprache erklärt.
Ich habe es mir als Extension in meinen Chrome-Browser implementiert.

Und wie man mit Chat-GPT Mindmaps erstellen kann, finde ich auch ganz nützlich; denn manchmal fällt es einem einfach leichter, eine Aufzählung mit Spiegelstrichen etc. zu erstellen. Oder auch die Möglichkeit, sich nun Excel-Tabellen erstellen zu lassen und die Formeln zu beschreiben, die man verwenden möchte und Chat-GPT baut diese dann ein.

CoPilot

Nun, wir kamen so ins Reden und es kristallisierte sich heraus, dass wir beide die Tendenz zum Euphorismus in uns spürten; allerdings mit einer kräftigen Prise Awarness bezüglich der „Risiken und Nebenwirkungen“.
Bei der Diskussion, wie ich zu den Tools und Seiten gekommen wäre, die ich ihm im Verlauf der Beratung genannt hatte; antwortete ich ihm, dass ich dies ganz klassisch mit Suchstrings, wie ich sie von Datenbankrecherchen her kenne, recherchiert hätte. Auch in Chat GPT, Elicit und SciSpace. Und wie sich die Ergebnisse veränderten, wenn man die Anfrage als natürlichsprachigen Satz formulierte. Und welche Ergebnisvariationen herauskamen, wenn man innerhalb dieser Anfrage die Reihenfolge änderte. Und was herauskam, wenn man einzelne Begriffe durch Synonyme ersetzte…
Oder dass es doch ein gewisses Training und Wissen braucht, um eine Anfrage zum Erstellen einer Excel-Tabelle braucht, damit auch das herauskommt, was man haben möchte…

Und während dieses Gespräches kam mir so im Hinterkopf der Gedanke, dass das eine neues Betätigungsfeld von uns Bibliotheksmenschen sein könnte: statt dass wir uns nur auf die Erstellung korrekter Suchstrings bei wissenschaftlichen Recherchen konzentrieren und versuchen, dieses Wissen an die Studierenden und Wissenschaftler weiterzugeben, müssen wir uns schnellstens das Wissen des richtigen „Promptings“ zu Eigen machen, um möglichst hier Leitbahnen für die Studierenden zu legen, denen sie folgen können, um möglichst korrekte und befriedigende Ergebnisse bei der Verwendung von Chat-GPT und anderen Tools zu generieren.

Also die klassische Rechereberatung schnellstens erweitern um die Beratung im Prompting. Und was wird der Bibliothekar und die Bibliothekarin dann? Richtig, ein/e Prompting Engineer!
Und bevor hier auch mal wieder die Wirtschaft die Nase vorne hat und die Lorbeeren abbekommt, sollten wir Such- und Find-Spezialisten mutig vorangehen und hier ein neues Angebot auf die Beine stellen.

Ach, ist das eigentlich schon Thema auf der BiblioCon? Habe gerade das Programm nochmal durchgeschaut und nur bei der Schlußveranstaltung etwas gefunden.

Neues aus Endnot(e)istan: Import von Elicit in Endnote via BibTex

Manchmal ist es wie verhext; jetzt hat man mal endlich mit der Entwicklung Schritt gehalten und sucht sich seine Literatur in/mit Elicit und dann klappt der Import in Endnote nicht 🤔!!!

Dabei soll das doch problemlos funktionieren….

In der Trefferliste von Elicit die gewünschten Artikel markieren

und dann als BibTex exportieren / abspeichern

Doch beim Versuch, diese Datei dann in Endnote zu importieren, geschieht….. nichts

OK, vielleicht ist der Importfilter veraltet… aber auch der neu heruntergeladenen Importfilter BibTex ergab kein besseres Resultat.

Schaut man sich den Importfilter BibTex genauer an, dann kommt man dem Problem auf die Schliche:

Der Teufel steckt hier tatsächlich im Detail, pardon im Leerzeichen:

Hier die BibTex-Exportdatei aus Elicit:

Das Leerzeichen vor den Gleichheitszeichen in der Exportdatei ist der Grund, warum Endnote nichts importiert.
Nachzulesen ist das zum Beispiel schon hier:

Allerdings benötigt man hier schon fundierte Kenntnisse in Norwegisch!;-)

Aberdie Lösung ist im Prinzip ganz einfach:
Entweder man ändert den Importfilter BibTex oder man ändert die Leerzeichen in der Exportdatei.

Die Änderung in der BibTex-Datei geht ganz einfach: man öffnet die Datei in einem Texteditor und ersetzt die Zeichenfolge “ = “ (LeerzeichenIstgleichLeerzeichen) durch „= „(IstgleichLeerzeichen) für alle vorkommenen und speichert die Datei dann ab
Die sieht dann so aus:

Importiere ich diese mit dem BibTex Importfilter von Endnote, dann bekomme ich die Referenzen problemlos in meine Bibliothek.

Neues aus Endnot(e)istan: Wieviele Verweise auf dieselbe Quelle habe ich in meinem Text?

Frage aus der Sprechstunde:
„wie kann ich herausfinden, wie oft ich aus den Quellen jeweils zitiert habe?“

Hier mal ein Beispiel mit 10 Quellen insgesamt, wie man in der Reference-List sehen kann

Ich rufe im Endnote-Reiter „Edit & manage Citations“ auf

und erhalte eine Übersicht der in meinem Wordtext verwendeten Quellen

Bei einem numerierten Zitierstil ist die Nummer ganz links in der Zeile die Nummer, die auch in der Reference-Liste angegeben ist.

Die Zahl nach dem Kurzangabe (Autor,Jahr) ist die Anzahl, wie oft aus dieser Quelle zitert worden ist

Zur besseren Sichtbarkeit habe ich die Stellen im Text farbig markiert (hier fehlen die Nummern am Anfang der Zeile, weil es sich bei diesem Beispiel um einen alphabetisch sortierten Zitierstil handelt. Man sieht, es funktioniert auch.

Man kann sich auch die Zitierungen nach Häufigkeit anzeigen lasse, einfach auf „Count“ klicken und dann werden die Quellen nach Zitierhäufigkeit angezeigt.

So kann man also ganz leicht über die Anzeige in Endnote/Word herausfinden, wie oft man eine Quelle im Text zitiert hat.

Neues aus Endnot(e)istan – 2 unabhängige Bibliographien in 1 Word-Dokument an verschiedenen Stellen

Folgende Situation:
In einem Word-Dokument sollen die Referenzen nicht am Ende des Textes als komplette Bibliographie auftauchen, sondern für einen Teil des Textes soll eine separate (also komplett unabhängige) Bibliographie inmitten des Textes angelegt werden. Also nicht – wie in den Geisetwissenschaften üblich immer am unteren Rand jeder Seite, sondern nur einmal.

Die Zählung / alphabetische Sortierung der Referenzen soll in jeder Bibliographie für sich stehen, also nicht fortlaufend über den gesamten Text.

Normal:
Am Ende vom Text steht die Bibliographie

Gewünscht:
Zwischen den fortlaufenden Texten stehen jeweils unabhängige Bibliographien

Das erste, was man machen muss, ist eine Änderung im verwendeten Zitierstil vorzunehmen, damit Endnote diese Teilung vornimmt. In einem zweiten Schritt muss man dann den Text entsprechend formatieren, damit die einzelnen Bibliographienen an die richtige Stelle geführt werden.

  1. Zitierstil anpassen
    Hört sich komplizierter an als es ist:
    In meinem Text habe ich den Zitierstil „Vancouver eckig“ benutzt und muss diesen nun ändern.
Über „Tools“ komme ich zu den Outputstyle und wähle hier den zu ändernden Style aus.
In der Übersichtsseite des Styles in der linken Spalte den Punkt „Sections“ auswählen:
Normalerweise baut Endnote eine komplette Bibliographie am Ende des Textes auf.
Hier nun auf das Erstellen einer Bibliographie nach jeder Section einstellen. Jetzt wird in jeder Section eine eigenständige Bibliographie erstellt
Wenn man das Häkchen setzt, dann wird über die einzelnen Bibliographien hindurch gezählt bzw. alphabetisch sortiert.

Den Zitierstil dann mit einem neuen Namen abspeichern.

2. Sections im Word-Text anlegen
An der Stelle im Text, an der die Bibliographie jeweils aufgebaut werden soll, muss man einen Abschnittswechsel einfügen:

Abschnittswechsel einfügen: Layout ->Umbrüche
Abschnittsumbrüche (hier den auswählen, der passt.)

3. Den geänderten Zitierstil auf das Dokument anwenden und die Bibliographien updaten.

Den geänderten Zitierstil für das Dokument auswählen
Nach dem Befehl „Update“ Citations and Bibliography“ teilt sich eine schon am Ende des Textes bestehende Bibliographie auf; oder – wenn man erst jetzt mit dem Zitieren beginnt, bauen sich die Bibliographienen in den verschiedenen Abschnitten auf.

Endnote 20.3 Bug only for Mac-User

Wer seine Endnote-Version mit dem Update 20.3 versehen hat; kann folgendes Phänomen beobachten:

Das Importieren von Volltexten aus der Anwendung heraus mit dem Button „Find Fulltext“ funktioniert problemlos; lediglich das Einfügen von Volltexten via „Attach File“ zieht diesen Fehler nach sich.

Screencast vom „Attach File“-Fehler

Bis der Fehler behoben ist, kann ich das pdf über
File – Import – pdf auswählen im Finder – „Options“ – „Import Options“ PDF File or Folder

in die Bibliothek importieren und durch Endnote die Metadaten auslesen lassen. Dann habe ich die Reference auch in der Bibliothek mit dem pdf verknüpft.

Neues aus Endnot(e)istan – Verschiebebahnhof

Es kommt immer wieder die Frage in der Sprechstunde, ob man denn das Literaturverzeichnis nicht an anderer Stelle aufbauen könnte als nur am Ende des Wordtextes.
Natürlich geht das! Allerdings unterscheidet sich das Vorgehen bei Word für Windows von dem Procedere in Word auf einem Mac.

Voraussetzung ist, dass man seine Überschriften auch als solche formatiert hat.

Hier mit Word auf einem Windows-Rechner:

Dann auf den Tab „Ansicht wechseln“ und „Navigationsbereich“ anhaken. Es erscheint links eine Spalte „Navigation“ und bei dem Reiter „Überschriften“ werden die als Überschrift formatierten Einträge angezeigt. So auch die Überschrift „Literaturverzeichnis“, worunter sich die Endnote-Bibliographie verbirgt. Nun kann man in der Navigationsspalte ganz einfach die Überschriften in die gewünschte Reihenfolge verschieben und der Inhalt verschiebt sich automatisch mit. Also auch die Endnotebibliographie. Endnote schreibt die Bibliographie an neuer Stelle fort.

Bei Word für Mac
gibt es diese Navigationsspalte mit den Überschriften auch, aber leider lassen sie sich in der Spalte nicht verschieben. Hier muss man in der Navigationsspalte auf den Reiter „Listenansicht“ klicken. Im Wordtext erscheinen dann vor den Überschriften kleine Kreuze. Durch Anklicken derselben kann man dann im Wordtext die Überschriften mit den zugehörigen Bereichen verschieben.

Grüße aus Endnot(e)istan – Clinical trials gov

Normalerweise ist der Export aus den üblichen medizinischen Datenbanken ja einfach, da es meistens das Format Endnote oder Ris als Einstellung gibt.
Bei der Studiendatenbank „Clinical Trials.gov“ ist dies leider nicht der Fall. Um hier Studien in Endnote zu importieren, bedarf es einiger Vorarbeit und ein anderes Verfahren.

Als erstes markiere ich eine Studie zum Download:

Dann klicke ich auf den Download-Button und wähle folgende Einstellungen aus:

Da kein Endnote- oder Ris-Format zur Verfügung steht, wähle ich „Plain text“ aus. Dann kann ich die Datei herunterladen.

Um nun diese Datei Endnote-konform importieren zu können, benötige ich den Filter von CTgov, den ich auf der Homepage von Endnote herunterladen kann:

Falls ich keinen Zugriff auf den Filter-Folder von Endnote im Programme-Ordner habe (so wie bei unseren Uni-Rechnern z.B.), kann ich den Filter dennoch in Endnote importieren, indem ich ihn bei geöffnetem Endnote doppelklicke und sich dadurch das Fenster des Filters öffnet:

Dann dieses Fenster schließen und auch Endnote komplett schließen. Dadurch ist der Filter jetzt auch in Endnote implementiert.

ODER:

Ich speichere den Filter in einen eigenen Ordner bei mir auf der Festplatte und stelle in den Voreinstellungen von Endnote diesen als zusätzlichen Ordner ein:

In beiden Fällen kann ich dann beim Import einer Datei aus „Clinical Trials.gov“ den richtigen Importfilter auswählen:

und habe die Studie in Endnote importiert.

Aber Achtung! Bei den „Autoren“ muss noch nachgebessert werden; hier unbedingt auf korrekte Schreibweise der Institutionen achten.

Die Institution heißt Norfolk and Norwich University …….. ->muss geändert werden
und am Ende des jeweiligen InstitutionenNamens muss ein „, “ (Komma Leerzeichen) eingefügt werden, denn sonst werden sie so dargestellt:

Und eigentlich sollte es natürlich so heißen:

So, das war mal wieder eine kleine Meldung aus der Sprechstunde zu Endnote20.

Wie kommt die Eule zu ihrer Weisheit?

Sie geht in die ……….

Bibliothek!!!! Und wenn sie dabei noch von den Eltern begleitet wird, dann steht einer langen Karriere als alter weiser Uhu nichts mehr im Wege.
OK, die Fächerauswahl könnte vielleicht noch eine Rolle spielen, aber nachdem in den letzten Jahren ja verstärkt für die MINT-Fächer geworben wurde, ist es nicht verwunderlich, wenn es auch Uhus zu den Naturwissenschaften zieht.

Wer jetzt denkt, der Bibliotheksrabe ist völlig gaga geworden, nein, meine Ausführungen haben einen realen Hintergrund:
Schon ein paar Abende waren mir Menschen mit Fotoapparat oder Handy aufgefallen, die den neben unserem Bibliotheksgebäude stehenden Walnussbaum fotografierten. OK, dachte ich, sind die kleinen Eichhörnchen mal wieder ganz süüüüüüß am Spielen und Nüsse suchen. Am dritten Abend stand dann aber ein älterer Herr mit Teleobjektiv da und so groß ist der Walnussbaum nun auch wieder nicht. Also fragte ich ihn und er machte mich auf das eigentliche Zielobjekt der Fotografen aufmerksam: Uhus.

Uhu

Die saßen an unserem Bibliotheksgebäude an der Ostseite der efeubewachsenen Fassade ganz oben und hatte dort ihren Tagesruhesitz eingerichtet.
WOW!

Natürlich hatte ich meine Kamera an diesem Tag nicht dabei, aber man konnte sie tatsächlich mit bloßem Auge erkennen, wenn man wusste, wo man hinzuschauen hatte.
Naja, keine Kunst, so ein Uhu ist ja nicht gerade klein.
Am nächsten Morgen dann natürlich auf dem Weg zum Arbeitsplatz der Blick nach oben und ja, da sitzt noch was!
Da am Abend noch eine Schulung bis 19:00 Uhr auf dem Arbeitsplan stand, konnte ich mich erst danach auf die Lauer legen. Wie gut, dass ich mich mit den Nachbargebäuden auskenne und so einen super Hotspot im Trockenen, direkt gegenüber und noch 1 Stockwerk höher beziehen konnte.

Junger Uhu

Es waren drei an diesem Abend, zwei Altvögel und ein Jungvogel; gut an den fehlenden Ohrpinseln zu erkennen.
Und je ruhiger es auf dem Campus wurde, umso munterer wurden sie. Der Youngster, natürlich ganz oben sitzend, zeigte gesteigertes Interessen an den in den Abendstunden umschwirrenden Junikäfern, war aber doch nicht geschickt genug, um sie zu erwischen.
Na gut, da putzen wir uns eben die Federn und Krallen. Auf was warten wir hier eigentlich? schien er sich zu denken, denn er wurde zunehmend unruhiger, während die Eltern noch ein kleines Nickerchen hielten.
Orr, langsam wird mir das zu dumm hier, ich flattere jetzt mal noch einen Ast weiter hoch, vielleicht hilft das ja gegen die Langeweile….
Und schon breitete er seine Schwingen aus, stellte sich auf seine Beine und mit ein, zwei Flügelschlägen saß er noch ein Stück weiter oben. Das entlockte den anderen nur ein müdes gähnen und Federnschütteln, aber wenigstens waren sie jetzt munter. Und urplötzlich konnte man in drei große orange-leuchtende Augenpaare blicken.
Was für ein faszinierender Anblick. Die gesteigerte Aktivität der Alten ließ den Kleinen wieder herunter kommen und mal versuchsweise um Futter betteln, aber ohne Erfolg.

Dann plötzlich machte sich der erste Altvogel auf und glitt lautlos davon. „Wie? Was? geht es jetzt endlich los?“ schien sich der Junguhu noch zu fragen und schon erhob sich der zweite und machte sich auf die Jagd. „Halt, ich will mit! Hüpfen und mit den Flügeln schlagen haben sie gesagt“ und schon war er in der Luft und eilte gen Westen durch die Gebäude des Campus hindurch und aus meiner Sicht.

Und als mein Blick auf die Uhr fiel, musste ich schmunzeln: bis zur Bibliotheksschließung waren es noch 5 Minuten!

Update 6.7.2021
Es sind definitiv 4 Uhus: die beiden Altvögel und 2 Junge

Update 8.7.2021
Heute morgen war kein Uhu mehr da. Gestern Abend saßen sie noch alle an ihrem Platz.

Sag zum Abschied leise Servus….

Als ich mich vor vielen Jahren entschloss, kein Jurabücherwurm mehr zu sein, sondern mich meiner geheimen Liebe, der Technik und Naturwissenschaft in Buchform zu widmen; ja da stand dann die Bibliothekswahl im Verbund meiner heimischen Mutterbibliothek zur Debatte. Gab es doch einige Bibliotheken auf dem Campus, die diese Fächer abdeckten.

Meine Mutter meinte damals im Scherz: „Na, dann schau mal, dass Du nicht bei den Geographen landest, da bist Du ja mehr als unbegabt“, womit sie nicht ganz Unrecht hatte. Bis heute hängt mir die Verwechslung von Siebengebirge, Riesengebirge und Siebenbürgen nach.

Nun, der Anruf der Direktion kam schneller als erwartet und wies mir meine neue Bibliothek zu: Die Institutsbibliothek des ……

Geographischen Instituts!

„Yeah, mal genau den Bock zum Gärtner gemacht!“ dachte ich, das kann ja heiter werden.

Wurde es auch, aber immerhin ich habe mich eingegroovt und inzwischen habe ich auch mehr Ahnung von Geographie, cooler Nebeneffekt. Doch Zeiten ändern sich, Projekte werden abgeschlossen, die Arbeit verlagert sich und so wurde das Personal in den letzten Jahren in die anderen Bibliotheken teilweise versetzt; so auch ich und im letzten Jahr stand dann endgültig fest: Die Bibliothek wird aufgelöst, die Räume umgewidmet und der Bestand teilweise in die Universitätsbibliothek überführt. Da diese genau im Nachbargebäude liegt ist die räumliche Veränderung ja nicht soooo groß.

So wurden Bestände markiert, Listen erzeugt, Bücher umgezogen, umsigniert und neu sortiert und die Benutzer, die unbedingt noch etwas von dem alten Bestand brauchten, an die zuständigen Dozenten des Instituts verwiesen; die sich von den Beständen noch einige eigene Handapparate aufgebaut hatten. Und in Notfällen hatte noch ein Mitarbeiter von uns einen Schlüssel und konnte in den Räumen der ehemaligen Bibliothek noch nach verschollenen Werken fahnden.

Doch nun ist diese Zeit vorbei, letzte Woche kam ein Aufkäufer von gebrauchten Büchern und nahm alles mit, was noch in den Räumen war; die Regale wurden auf einen Lastwagen verladen und die restlichen, von uns einst mit viel Liebe zum Detail beschrifteten Zeitschriftenauslageregale etc. landeten im Container. Theke, Schränke, auch unser Büro: alles leer und weggeräumt.

Nun ist sie also wirklich Geschichte, die Bibliothek des Geographischen Instituts!

 

Wie ein (Weihnachts-) Buch entsteht

In der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr hat der Mensch ja meistens etwas Zeit; die Bibliothek ist geschlossen, das Wetter eher mau und nach den Feiern mit der Familie zieht etwas Stille ein.

Das ist doch die Gelegenheit, sich ein eigenes Buch zu bauen! jaja, kein Schreibfehler, ich habe mir ein Buch gebaut, denn ein Buch schreiben ist dann doch etwas zu hoch für mich. Ich bin kein Schriftsteller, ich bin nur Bibliothekar. Und deshalb habe ich mir auch nicht die Originalausgabe gegönnt, sondern nur das „Faksimile“.

die Bauanleitung war eigentlich leicht zu verstehen, wenn mann sie denn vor dem Öffnen aller Beutelchen gelesen hätte. so saß ich erst einmal vor einem großen Haufen Steinchen und sortierte. aber warum soll ich auch meine Freizeit anders verbringen als einen großen Teil meiner Arbeitszeit?

Also zuerst mal die Protagonisten erstellt, das war ja schnell geschehen:

 

Doch dann wurde es komplizierter; Kleinteile über Kleinteile wurden zu nichtssagenden Bauteilen zusammengesteckt. Doch so langsam entwickelte sich etwas:

 

Wer genau hinschaut, entdeckt die kleine LEDLampe rechts am Bildrand. Es war nämlich in dem Hotelzimmer so duster, dass ich die Bauanleitung tatsächlich manchmal nur noch mit einer Taschenlampe entziffern konnte. Hoffentlich geht dieser Trend zu dusteren, schummrig beleuchteten Zimmern bald wieder vorbei; ich lobe mir eine mittig an der Zimmerdecke angebrachte hell leuchtende Lampe! Doch es ging voran, die ersten Details wurden eingebaut; sehr apart, der Klapptannenbaum!

 

 

 

 

 

Dann endlich war der Buchdeckel, Einband und das Cover fertig und ich konnte mit dem Inhalt des Buches weitermachen.

 

 

 

 

Hier wurde es irgendwie noch kleinteiliger und fummeliger, aber ich wollte einfach nicht aufgeben und so langsam ging es voran:

 

 

 

 

 

Und so langsam erschloß sich mir dann auch die Funktionsweise, die ich als technikaffiner Bücherwurm natürlich sehr begrüßte:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und so sieht nun das fertig gebaute Weihnachtsbuch aus: